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Villa Persius 70 Jahre nach ihrer Zerstörung wieder erstanden
Abraham Interieur eröffnet mit einer Hommage an den „Architekten des Königs“

 

Der Wiederaufbau der Villa Persius am Schlosspark Sanssouci ist 70 Jahre nach Ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg abgeschlossen Dank eines privaten Investors hat Potsdam damit ein weiteres städtebauliches Highlight zurück bekommen: denn die Villa, die der einstige Königliche Hofbaumeister und Schinkel-Schüler Ludwig Persius (1803-1845) im Jahr 1837 für sich und seine Familie auf einem der exponiertesten Grundstücke der Stadt errichtete, war und ist von besonderer architektonischer, städtebaulicher und kulturhistorischer Bedeutung.Sie steht nicht einmal 100 Meter vom Obelisken und vom Eingang zur Hauptallee von Sanssouci entfernt, direkt gegenüber der ebenfalls nach seinen Entwürfen im italienischen Stil erbauten Friedenskirche. Gemeinsam mit dieser bildet die Turm-Villa gewissermaßen das „Eingangstor“ aus der Stadt in den Schlosspark und umgekehrt in die barocke Innenstadt.

Der Bau war für die damalige Zeit modern und beispielgebend für eine gradlinige, schlichte und zweckmäßige Villen-Architektur. An das Haupthaus in Würfelform wurde ein weiterer kleinerer Würfel mit eigenem Eingang für die Eltern des damals 34-jährigen Persius angeschoben. Persius legte Wert auf einige konstruktive und technische Raffinessen: So erfolgte die Regenentwässerung von einem sogenannten Impluvium-Dach in Zisternen, um das das Regenwasser nutzen zu können. Waren die Zisternen voll, konnte es in ein Bächlein auf die Wiese hinterm Haus abgeleitet werden. Auch die Außenanlagen legte Persius im italienischen Stil mit zwei kleinen Pavillons zur Hegelallee hin an, die durch eine Pergola verbunden waren. Eine Merkwürdigkeit: Der große Baumeister Persius, der nicht nur die Schlösser und Gärten von Sanssouci maßgeblich mitgeprägt hat sondern auch als „Erfinder“ der Potsdamer Turm-Villen im italienischen Stil gilt und viele entworfen hat, errichtete seine eigene Villa ohne Turm. Er vertrat die Ansicht, dass nur die Villen am Rande der Stadt eine Turm haben sollten.

Doch Friedrich Wilhelm IV. sah das anders, er ließ dem Turm nur wenige Jahre nach Tod von Persius durch Ludwig Ferdinand Hesse anfügen und hat wohl, was die städtebauliche Wirkung angeht, recht gehabt. Zu DDR-Zeiten war der Wiederaufbau der Villa kein Thema. Das von den Trümmern beräumte Grundstück blieb eine Brache, aber gleich daneben wurde ein (inzwischen abgerissener) hässlicher Intershop errichtet. Nach dem Mauerfall wurde um den Wiederaufbau der Villa heftig gerungen: Die Denkmalpflege setzte sich für die Rekonstruktion der Villa ein. Doch konkretePläne zerschlugen sich immer wieder  aus Kostengründen. So stand auf dem Grundstück noch bis vor einiger Zeit eine Imbissbude, wo erst Pferdebouletten und später Pizzas verkauft wurden. Nur der im Krieg erhaltengebliebene aber verfallene kleine Tor-Pavillon an der Hegelallee erinnerte daran, dass hier einst das Wohnhaus des berühmten „Architekten des Königs“ Friedrich Wilhelm IV. stand.


 

 

 

 

 

 

 

 

 


Situation vor dem Wiederaufbau und der Restaurierung des Tores.

 

Heiße Diskussionen gab es auch darüber, w i e die Persius-Villa wieder aufgebaut werden sollte: Originalgetreu oder als Adaption - ein Thema, an dem sich die Gemüter in Potsdam gern erhitzen. Am Ende ist die Persius-Villa in ihrer historischen Würfel-Kubatur und mit Turm wieder aufgebaut worden. Auch die Mauer, die das Grundstück einst umgab, ist wieder errichtetworden. Allerdings sind die Fenster größer geworden, auf die Säulen unter dem Balkon auf der Ostseite und auf anderen Schmuck hat man aus Kostengründen verzichtet. Reste der im Erdboden gefundenen alten Säulen stehen jetzt im Vorgarten neben dem restaurierten Tor-Pavillon, der wie früher den Eingang von der Hegelallee bildet.

Eines dürfte unbestritten sein: Das Ziel, die einstige städtebauliche Wirkung der Villa gegenüber der Friedenskirche wieder herzustellen, ist durch die historische Kubatur im großen und ganzen erreicht. Der Bau ist nicht nur ein Blickfang, sondern stellt die klassische Torsituation wieder her. ln die Beletage ist im Januar der Inneneinrichter Thomas Abraham mit seinem Geschäft eingezogen. Er war rund 15 Jahre im Holländischen Viertel  ansässig, dann einige Jahre in Berlin und im Ausland tätig. Abraham: „Die Villa ist aufgrund Ihrer exponierten Lage und historischen Bedeutung eine Herausforderung auch für einen Inneneinrichter. Man kann hier nicht das Übliche oder Durchschnittliche zeigen, sondern muss etwas Besonderes bieten. Ich hoffe, dass mir das gelungen ist.“

 

 

 

Weitere Detailsaufnahmen von der Villa und den Außenanlagen: das restaurierte Tor und die neue Bronze-Frauen-Figur im Vorgarten.

 

Anlässlich der Eröffnung hat Abraham seine Interieur-Präsentation als Hommage an den großen Baumeister – sein Todestag jährte sich 2015 zum 170. Male - mit einer Ausstellung „Persius-Arkardien“ kombiniert: Zu sehen sind etwa drei Dutzend Architektur-Zeichnungen des Architekten des Königs, unter anderem auch von der Villa Persius, und historische Bilder seiner Bauwerke im Faksimile sowie neue Ölbilder und Aquarelle des Malers Olaf Thiede mit Persius-Motiven. Darunter ist auch ein großformatiges Ölbild, das der Austellung seinen Namen gab: Persius-Arkardien.

Die Ausstellung kann montags bis samtags von 11 bis 18 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr besichtigt werden.

MA

 

Über 300 Besucher beim Tag der Architektur in unserem Show-Room.